Aktuell

22.07.20

Miniaturen von inniger Poesie - Sergei Babayan präsentiert neues Album

Der Pianist Sergei Babayan ist ein Meister des sprechenden Klangs, der in seinen Interpretationen mit faszinierender Präzision und emotionaler Hingabe den inneren Kern der Werke freilegt. Auf seinem Solo-Debütalbum auf Deutsche Grammophon widmet sich der renommierte Künstler verschiedenen Miniaturen Sergej Rachmaninoffs, darunter ausgewählten Études-Tableaux, Préludes und Moments Musicaux sowie verschiedenen lyrische Liedtranskriptionen. Das farbenreiche Album wird am 7. August veröffentlicht. Einen ersten Eindruck vermittelt bereits jetzt zum Download und im Stream Babayans Interpretation des Songs “Lilacs” aus den “12 Songs op. 21”, den Rachmaninoff selbst für Klavier Solo arrangiert hat.

Detailversessen und tiefgehend – Babayans Interpretation von Rachmaninoffs Klavierwerk

"Ein kleines Detail, ein anders gestalteter Takt verändert das gesamte Stück", sagt Sergei Babayan und entsprechend intensiv feilt der Pianist an seiner Interpretation eines musikalischen Werks, bevor er sie der Öffentlichkeit zugänglich macht. Die auf seinem Debütalbum versammelten Stücke begleiten und inspirieren Babayan bereits seit vielen Jahren. Durch die besondere Zusammenstellung der verschiedenen Einzelstücke wollte der Pianist nun eine musikalische Geschichte erzählen, einen “eigenen Zyklus kreieren”, wie er sagt, der mit ganz unterschiedlichen Stimmungen und Farben in den Bann zieht.

22.07.19

Sergei Babayan beim Verbier Festival 2019

Daniil Trifonov and Sergei Babayan on fire: 'Under no circumstances whatsoever would I have missed this concert', a senior gentleman stated at the entrance. He was not alone. Mischa Maisky was there. Valery Gergiev showed 86 year old Rodion Shchedrin to his place. This would prove a concert of rare intensity. (...) In Schumann's Andante and Vatiations Op. 46, the piercing theme travelled from one keyboard to the other with a natural ease and a sense of unity that were almost disturbing. Nothing was left to chance here. The master and his former student seemed to share the same understanding of the scores, while approaching it in different style: Sergei Babayan's is dense and warm; that of Daniil Trifonov is uplifted and intense. (...) It came as no surprise that so complementary artists would choose Mozart's Concerto for two pianos to conclude this programme: the Salzburg genius had written it for his sister and himself. The two artists made us understand Michel Bouquet's saying: 'Mozart is music of the spheres.'

source: Le Figaro, 22 July 2019 (http://www.lefigaro.fr/musique/au-festival-de-verbier-verbier-daniil-trifonov-et-sergei-babayan-tout-feu-tout-flamme-20190722)

13.07.19

Sergei Babayan tupft Etüden in den Hall der Rellinger Kirche

In der kleinen Rellinger Kirche interpretierte der Pianist beim Schleswig-Holstein Musik Festival Werke von Arvo Pärt, Liszt und Bach.

Babayan, das ist dieser leicht bullig wirkende, aber dennoch immer anmutig spielende Armenier, den viele vor allem als Lehrer von Daniil Trifonov abgespeichert haben. Immer noch zu sehr Geheimtipp, zu sehr Pianisten-Pianist. Das Programm, mit dem Babayan an zwei Abenden beim Schleswig-Holstein Musik Festival gastierte, hatte er meisterhaft um seine Kernkompetenz herum komponiert: aus vollem Herzen wunderbar sinnlich und detailklar spielen, ohne dabei eine einzige Kalorie unnötig zu verbrennen oder sich in weit ausholende Virtuosen-Klimbim hineinzusteigern, der vom Wesentlichen ablenken würde.

Bis zur Pause glich Babayans Anblick am Flügel fast einem Standbild: Die Hände übernahmen die musikalische Fein-Arbeit, der Rest blieb stoisch den Tonstrom lenkend, unbeirrbar, klug und unter Höchstspannung gelassen in sich ruhend. Wie einer dieser japanischen Kalligraphen, die stumm das weiße Blatt vor sich fixieren, bis sie im richtigen Moment ihren Schriftzeichen-Pinsel in einem perfekten Schwung nur das tun lassen, wofür ein Pinsel nun mal ein Pinsel ist.

Seinen programmatischen roten Faden hatte Babayan tief ins Ideengeflecht verwoben. Nach Arvo Pärts meditativer Besinnlichkeits-Miniatur „Für Alina“, die er als zart schwebende Glöckchen-Etüde in den Kirchenhall tupfte, donnerte Babayan zunächst mit Liszts h-Moll-Ballade ins genaue Gegenteil. Stürmisch krachende Basslinien wirbeln um euphorisch zu singende Melodien herum; wer das alles im Griff behalten will, muss schon sehr gute Nerven haben.

Babayan schaffte es sogar, dieses wild inszenierte Rauschen und Rasen so spontan wirken zu lassen, als sei all das eine große, impulsive Ideen-Lavamasse, die sich ihren Weg selbst sucht. Noch intensiver war dieser Eindruck in der Fantasie „In memoriam Maria Yudina“, 1983 vom Khachaturian-Schüler Vladimir Ryabov geschrieben, völlig unbekannt, prallvoll mit Höchstschwierigkeiten und verdichteten Zitaten aus dem spätromantischen Virtuosen-Sortiment.

Wäre dieses irre Stück eine Kletterwand, wäre sie schlimmer als senkrecht. Doch auch hier blieb Babayan geradezu unfassbar ruhig und fokussiert. Ausholen und Fallenlassen kam direkt danach, in den drei reizenden Chopin-Charakter-Stücken, für die er, als wäre bislang überhaupt nichts gewesen, den Übervirtuosen in sich vorzeitig in die Pause schickte und den diskreten Erzähler an die Flügel-Tastatur ließ, um aus drei Episoden eine weltentrückte Träumereien-Suite zu formen.

Bachs Goldberg-Variationen als Abschluss waren nur auf den ersten Blick eine überraschende Volte zurück ins Barock. Doch auch in diesem Kreislauf über ein kleines Thema, aus dem eine Welt wurde, hielt sich Babayan an seine Devise „So schön wie möglich, so viel wie nötig“: Die Aria war ein Musterbeispiel für unaufdringliche Eleganz. In den folgenden Variationen blieb der sanft federnde Grundpuls immer erhalten, als Wegweiser durch Musik, die nicht konstruiert wirkte, sondern aus sich selbst aufblühend und selbstgenügsam atmend.

von Joachim Mischke, erschienen im Hamburger Abendblatt am 13. Juli 2019 (Quelle: www.abendblatt.de/kultur-live/kritiken/article226473825/Sergey-Babayan-tupft-Etueden-in-den-Hall-der-Rellinger-Kirche.html)

30.06.19

Classical review: Daniil Trifonov, Barbican; Sergei Babayan and Chineke! Ensemble, Wigmore Hall

[...]
In that venue a couple of days later, another Russian — or, rather, a Soviet-born Armenian — the pianist Sergei Babayan, Trifonov’s teacher at the Cleveland Institute of Music, proved himself a member of that supreme class of players.
His programme was the not so uncommon ploy of an all-Chopin evening, but the items fell into an interesting succession. He structured the first half around two polonaises, one of them the magnificent A flat Polonaise-Fantaisie, Op 61. Three waltzes were entwined, along with Impromptu No 1 in A flat, an A flat Prelude and the Barcarolle.
Key connections were palpable, and all the more so in the second half’s unfolding of 18 mazurkas and a waltz. Babayan’s playing was bristlingly alive, authoritative yet ever surprising, his effortless technical mastery never obtruding as an end in itself.
It was a pity, though, that he did not leave proper pauses between the pieces (being reluctant, I assume, to be stopped by applause), for the second half tended to blur into one super-mazurka, with an inner tonal coherence, and it was hard to register the difference between a brief dance and the extended ones. But this was a fundamentally superb recital, capped by the curiously satisfying encore of Rameau’s Le Rappel des oiseaux.

published by Paul Driver in the UK Sunday Times on 30 June 2019

19.07.18

Sergei Babayan schliesst Exklusivvertrag mit Deutsche Grammophon

Sergei Babayan, als Künstler gefeiert für sein Charisma und die emotionale Intensität seines Spiels, hat einen Exklusivvertrag mit Deutsche Grammophon unterzeichnet. Die neue Partnerschaft wurde am 19. Juli 2018 beim Verbier Festival bekannt gegeben. Prokofiev for Two, ein Album mit Babayans Transkriptionen von zwölf Stücken aus Romeo und Julia und anderen Werken, die er zusammen mit Martha Argerich einspielte, erschien im März dieses Jahres. Nun ist der 57-jährige armenisch-amerikanische Pianist im Begriff, seine DG-Diskografie mit einem wegweisenden Projekt zu erweitern; er koppelt Klaviersonaten Mozarts mit Werken aus ihrer Zeit und neueren Kompositionen. In künftigen Aufnahmen widmet sich Babayan Komponisten, die seine eigene musikalische Identität prägten – unter anderem Bach und Rachmaninow. Auch seine große Kenntnis von selten gespieltem Repertoire, sein Engagement für Werke zeitgenössischer Komponisten und sein Können als Komponist und Arrangeur werden sich in seinen Projekten spiegeln.

»Mit 14 Jahren lernte ich Deutsche Grammophon erstmals durch Martha Argerichs Aufnahme des e-Moll-Konzerts von Chopin kennen«, sagt Sergei Babayan. »Das formte mich als Musiker und ist mir bis heute künstlerische Richtschnur. Deutsche Grammophon steht für mich für die Welt und das Schaffen der Künstler, die ich mein Leben lang am meisten bewundert habe. Auch andere Aufnahmen aus jener Zeit sind mir in klarer Erinnerung, sie stammen von Arturo Benedetti Michelangeli und Vladimir Horowitz. Heute selbst ein DG-Künstler zu sein ist für mich ein außerordentliches Privileg und eine große Ehre. Ich bin meinem Schicksal dafür sehr dankbar.«

In Verbier ist Babayan seit Jahren ein Stammgast. 2017 machte er Furore mit Mozarts Klavierkonzert Nr. 25 in C-Dur mit den jungen Musikern des Verbier Festival Orchestra. Auch in diesem Sommer zeigen sich die Vielfalt und Tiefe seines Repertoires in seinem Programm: Werke von Louis Couperin und Rameau ebenso wie von Pärt und Schostakowitsch. Neben Martha Argerich und seinem Schüler Daniil Trifonov wird Babayan zu den herausragenden Musikern gehören, die am 25. Juli beim Galakonzert anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Festivals mitwirken.

Seit seinem Sieg beim internationalen Klavierwettbewerb in Cleveland 1989 ist die Kritik des Lobes voll für Sergei Babayan. Le Figaro rühmte »den unvergleichlichen Anschlag, die absolut ausgewogene Phrasierung und die atemberaubende Virtuosität« des Pianisten, während Le Devoir aus Montreal erklärte: »Sergei Babayan ist ein Genie. Punkt.« Ersten Klavierunterricht hatte Babayan als Kind in seinem heimatlichen Armenien, später studierte er am Moskauer Konservatorium unter anderem bei Mikhail Pletnev, Wera Gornostajewa und Lew Naumow. Nach seinem Umzug in die Vereinigten Staaten ist er seit 1992 Artist in Residence am Cleveland Institute of Music.

Babayan hat großes Ansehen als Konzertsolist, Kammermusiker und Solopianist erworben. Er ist mit vielen Spitzenorchestern aufgetreten, darunter dem London Symphony Orchestra, Cleveland Orchestra, Orchester des Mariinski-Theaters und Detroit Symphony Orchestra. Bei den BBC Proms 2015 war er einer der Solisten der Aufführung aller fünf Klavierkonzerte von Prokofjew an einem einzigen Tag mit dem LSO und Valery Gergiev.

»Eloquenz und Ehrlichkeit des Ausdrucks gehören zu den wichtigsten Merkmalen, die Sergei Babayans Spiel so einzigartig machen«, sagt Dr. Clemens Trautmann, Präsident der Deutschen Grammophon. »Seine kreative Kraft bezieht er zugleich aus einem profunden Wissen der Musik- und Geistesgeschichte sowie aus der virtuosen Meisterschaft seines Instrumentes. Auch jenseits des Klaviers ist Sergei Babayan ein inspirierender und leidenschaftlicher Kommunikator, der Musik klug und anschaulich zu vermitteln weiß. Seine Duo-Partnerschaften mit Martha Argerich und Daniil Trifonov auf den Alben Prokofiev for Two und Chopin Evocations unterstrichen, was wir bereits über sein herausragendes Können wussten. Diese Qualitäten werden auch die Soloalben auszeichnen. Wir heißen Sergei beim gelben Label herzlich willkommen und sind entschlossen, seine Kunst einem möglichst großen Publikum vorzustellen.«